Erst gerade angekommen ist meine Zeit hier in 東京 (oder eben Tokyo) bereits wieder zu Ende. Aber ich habe in dieser Woche hier soviel erlebt, es koennten beinahe zwei sein. Aber um euch nicht zu langweilen, werde ich mal nur die interessanteren Stories und Bilder praesentieren.
Um mir mal einen gewissen Ueberblick von dieser 8.5-Mio.-Metropole (im Ballungsgebiet sogar 34.5 Mio.) zu verschaffen, bin ich gleich am ersten Tag aufs Hauptstaedtische Rathaus gegangen, wo man aus dem 45 Stock eine die Stadt besichtigen kann. Was dabei auffaellt ist, dass Tokyo, anders als viele andere globale Metropolen, kein eigentliches Zentrum hat, sondern es mehrere Zentren gibt. Dort ballen sich dann auch die ganzen Wolkenkratzer, dazwischen hat es teilweise fast schon winzig kleine Haeuschen.
Hier also zum Beispiel die Tower neben dem Rathaus im Stadtteil Shinjuku.
Und gleich daneben hat es dann eben diese kleinen Wohnhaeuser, wobei sich jeweils den wichtigen Strassenzuegen entlang auch groessere Gebaeude befinden.
Ein weiterer Stadtteil, der vorallem bei der juengeren Bevoelkerung von Tokyo beliebt ist, ist Shibuya. Dort treffen sich dann vorallem am Wochenende alle zum shoppen oder Party feiern. Und am Samstagabend zwischen sechs und acht hat es auf dem Hauptplatz vor dem Bahnhof Shibuya in etwa soviele Leute wie vor dem Joggeli in Basel nach einem Match des FCB gegen GC.
Eine Nebenstrasse von Shibuya, auch hier hat es unzaehlige Laeden und natuerlich Leute.
Und hier der Platz vor dem Inn-Geschaeft Shibuya 109 am fruehen Nachmittag.
Auch sehr zu empfehlen ist Tokyo by night, hier nochmals im Stadtteil Shinjuku, welcher uebrigens (nach Aussagen lokaler Personen) den meistfrequentierten Bahnhof der Welt hat: 3.8 Mio. Fahrgaeste taeglich, also rund die halbe Schweiz!
Aber selbstverstaendlich bin ich nicht nur zwischen den Hochhaeusern und Bahnhoefen umhergezogen, sondern habe mir auch verschiedene Tokyoter Gaerten und Parks angeschaut. Dies ist im April, mit der Kirschbluetenzeit ein ganz besonderes Schauspiel. Dies wissen natuerlich auch die Japaner, weshalb sie zu tausenden in diesen Parks ihre Mittagspause abhalten. Aber das Schauspiel ist zugegebenermassen eine Pracht, aber beurteilt doch gleich selber:
Man hat fast das Gefuehl, die Baeume seien eingeschneit.
Es gibt dabei zwei verschiedene Sorten von Blueten, weisse (vorne) und rose farbene (hinten)...
... und wenn man die dann zusammen mit anderen Baeumen kombiniert, dann kriegt man solche Gemaelde, wie sie wohl wirklich nur hier in Japan zu finden sind.
Auch der Kaiserpalast im Zentrum Tokyos ist, wenn auch aus dieser Perspektive nur spaerlich sichtbar, von Kirschbaeumen umgeben.
Und selbstverstaendlich nimmt auch die japanische Kunst das Thema Kirschblueten immer wieder auf, hier eine Wandmalerei aus dem nationalen Museum fuer moderne Kunst.
Was mir wie bereits in Nepal auch hier in Japan auffaellt, ist dass die ganzen alten Tempelanlagen gleichzeitig fuer Touristen wie auch fuer die altaegliche Nutzung, zum Beispiel zum Gebet oder fuer eine Hochzeit, offen stehen. Natuerlich kann auch bei uns jemand eine Kirche besuchen und fotografieren, nur wuerden wir wohl komisch schauen, wenn an einem Sonntag morgen ploetzlich hunderte japanische Touristen in einen Gottesdienst platzen und Fotos machen wuerden.
Eine Hochzeitsgesellschaft auf dem Gelaende des Meiji-Jingu-Schreins.
Aber die Japaner scheinen alles religioese sowieso eher locker zu sehen. Nicht nur, dass sie Shintoismus, Buddhismus und andere oestliche Philosophien nach Wunsch selber zusammenstellen, auch wenn es das Glueck nicht will und sie eine schlechte Nachricht auf einem ihrer Astrologie-Kaffeesatz-"in die Zukunft sehen"-Zettelchen haben, dann haengen sie es einfach an eine Stange in der Naehe eines Schreins und schon ist wieder alles gut. Irgendwie sind sie wohl schon lange da, wo wir mit unseren Patchwork-Religioesen langsam hinsteuern.
Zettelchen-Sammlung
Kollegen
Auch wenn ich mich hier in Tokyo sehr wohl fuehle, war es doch auch toll hier ein paar alte Kollegen zu treffen. Denn ich muss zu meinem Erstaunen sagen (Chrigi und Edi hatten mich zwar gewarnt), dass die meisten Leute hier kaum oder gar kein Englisch koennen. Oder aber sie trauen sich erst gar nicht. Deshalb bin ich froh um jeden, mit dem ich normal kommunizieren kann und ausserdem auch die Japaner versteht.
Am Freitagabend ging ich dann also mit Sebastien (alter Studienkollege aus Lausanne) und seiner Freundin zum Essen aus, wobei wir uns eines dieser typischen japanischen Restaurants ausgesucht haben, wo man ungestoert in einem kleinen Abteil essen kann. Ein weiterer netter Punkt war die Option: Pauschale fuer den Alkohol waehrend vollen zwei Stunden. Dies musste dann natuerlich auch ausgenutzt werden. Das Foto, welches wir mit seiner Kamera gemacht haben werde ich noch nachliefern, ist leider noch nicht bei mir angekommen. Und auch wenn Seb erst seit einem Monat hier in Tokyo ist, hat er das Japanische doch schon ziemlich gut im Griff, dafuer happert es manchmal noch mit der Orientierung, am Montag brauchten wir wohl ueber eine Viertelstunde um ein Sushi-Restaurant wiederzufinden, in welchem er bereits einmal gegessen hatte :-)
Am Samstagabend waren wir dann noch mehr Leute und diesmal auch zusammen mit Japanern, darunter Eiso, ein ehemaliger Mitarbeiter von Oerlikon, die Firma, fuer welche ich einen grossen Teil meiner Diss gemacht habe. Ausserdem dabei waren seine Frau, wiederum Seb, diesmal ohne Freundin, ein befreundetes Paerchen von Eiso und Sebs japanischer Chef, welcher die andern auch ueber die Uni kannte. Also zogen wir los, um diesmal etwas klassischeres japanisches Essen zu geniessen. Wir haben dann auch fast endlos geschlemmt und uns die Baeuche gefuellt.
Am Sonntagnachmittag kam ich dann das erste mal etwas aus der Stadt raus, wenn auch nur bis zur naechsten, Yokohama. Dort wohnt Eiso mit seiner Frau und sie hatten mich eingeladen, mir etwas die Gegend dort zu zeigen, die auch Klein-Kyoto heisst wegen der vielen Tempel und Schreine. Und am Abend wurde ich dann eingeladen, bei ihnen zu Essen, wofuer ich mich hier nochmals ganz herzlich bedanken moechte.
Eiso und seine Frau beim anzuenden eines Raeucherstaebchens.
In Yokohama sah ich auch zum ersten mal das Meer hier, wenn auch nur aus der Ferne.
Nach dem Wochenende startete die Woche dann fuer mich sehr frueh, ich stand am Montag bereits um fuenf Uhr auf. Dies nicht weil ich ein so dichtgedraengtes Programm gehabt haette, sondern weil ich mich auf dem Tsukiji-Markt, dem zentralen Grosshandels- und Fischmarkt, umsehen wollte. Dies war echt eines meiner eindruecklichsten Erlebnisse hier in Tokyo. Ueberall wuseln Leute mit Kisten voll mit Fischen, Muscheln und sonstigem Seegetier herum, entweder zu Fuss, mit kleinen Holzkarren oder etwas moderner, mit Elektrofahrzeugen. Und in der eigentlichen Markhalle ist ebenfalls ein hektisches Treiben, Touristen mit Kameras, Kaeufer und Verkaeufer von Fisch und Arbeiter, die gleich vor Ort die Fische zerlegen. Neben der Fischmarkthalle gibt es auch eine Art Markt fuer Zubehoer, wo man von Gemuese ueber Fischmesser bis Seetangblaetter fuer das taegliche Sushi alles findet, was der Fischliebhaber so braucht. Zudem gibt es viele Kleine Sushi-Restaurants, wo man gleich den frischen Fang vom Morgen probieren kann. Dazu muss ich sagen, dass dies wohl mein teuerstes Fruehstuck aller Zeiten war: 3500 \ oder rund 40 CHF :-)
Eine typische Auslage in den endlosen Gassen des Fischmarktes.
Vor den besseren Sushi-Restaurants muss man sogar Schlange stehen, da sie leider ziemlich klein sind.
Gestern war ich dann noch in Asakusa (wird "Asaksa" ausgesprochen), um fuer meinen Bruder ein Shakuhachi zu suchen. Nach laengerer Suche in den vielen Gassen dieser ziemlich touristischen Einkaufszone fand ich dann endlich einen entsprechenden Laden, wobei die Verkaeuferin dort kein Wort Englisch sprach. Nach einer kurzen telefonischen Ruecksprache mit meinem Bruder, den ich um 7 Uhr schweizer Lokalzeit fast aus dem Bett geholt habe, mussten wir dann faststellen, dass sein gewuenschtes Teil rund 2000 CHF kosten wuerde und wir deshalb die Uebung abblasen wuerden. Aber fuer den Ausflug hat es sich trotzdem gelohnt.
Die Haupt-"Einkaufsstrasse" von Asakusa, mit vielen Kirschblueten aus Plastik!
So, das war's fuers erste aus Japan, hier noch eine kleine unvollstaendige Zusammenstellung von japanischen Kuriositaeten:
- Alles ist sehr bis extrem klein und kein Platz wird verschwendet (bei der Bevoelkerungsdichte von Tokyo auch kein Wunder). Zum Beispiel mein Hotelzimmer, zum Baden gibt es nur eine Sitzbadewanne und insgesammt ist es so klein, dass ich nicht einmal einen Kleiderschrank oder eine Kommode habe. In vielen Restaurants gibt es Tische nur fuer eine Person, damit "Singles" keinen Zweiertisch belegen oder sich vielleicht sogar mit einem Fremden eine Tisch teilen muessen.
- Ueberall stehen Leute herum, die Arbeiten, sprich sie winken mit irgendeiner farbigen Keule umher, um den Menschenstrom zu ordnen. Dies gibt es bei Baustellen, Fussgaengerstreifen (Wahlweise mit Trillerpfeiffe) oder auch vor einfachen Garagenausfahrten!
- Gaebe es den Kimono nicht, ich muesste als Aussenstehender vermuten, dass Minijupe und Hotpants Teil einer Nationaltracht der Frauen sind. Denn diese werden nicht nur von jungen Maedchen getragen, sondern auch von aelteren Frauen, zugegeben nur selten zu sehen.
- In der Metro (ausgesprochen "Tokyo Metoro" :-) wird weder gegessen noch getrunken, nicht telefoniert und auch aeusserst selten gesprochen, dafuer umso haeufiger geschlafen. Man hat fast den Eindruck, die Metro sei eine Art Standby-Modus der Tokyoter.
- Zuletzt der absolute Oberhammer: die letzte Metro hier faehrt um 0:30 Uhr!!! Und sowas nennt sich Metropole, tststs. Also dann, ich muss auch bald los, sonst muss ich noch zu Fuss zurueck zu meinem Hotel.
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