Aber natürlich hatte ich auch Zeit, etwas die Gegend um die Lodge zu erkunden. Nachdem die ersten paar Tage eher trübe waren (siehe Fotos vom letzen Post), gab es dann Mitte Woche ein paar richtig schöne Tage. An einem solchen bin ich dann mit Grögi nach Lieksa zum Einkaufen gefahren. Dabei konnte er mir gleich zeigen, wo Mervi, die Tierärztin, ihre Praxis hat. Denn am nächsten Morgen musste ich mit Yasmin, einer neuen Praktikantin und Tierarzthelferin, mit drei Rüden und einem Weibchen dort vorbei. Für die Hundedame war der Besuch kurz und schmerzlos, sie musste bloss zu einer Nachkontrolle, aber für die drei Rüden galt es mehr als ernst, denn sie mussten unters Messer und werden nun leider keinen Nachwuchs mehr kriegen. Fast noch wichtiger ist aber wohl die Tatsache, dass sie ohne Testosteron etwas ruhiger werden. Mervi war zum Glück sehr unkompliziert und hat uns nach der Operation mit den drei noch halbwegs betäubten Hunden in ihrem Vorzimmer warten lassen, da an unserem Fahrzeug gleichzeitig noch ein Service durchgeführt wurde. Leider hatten dann zwei der drei ein kleineres Blasenproblem und ich konnte zum ersten mal in meinem Leben eine Hundeblase melken :-) Und Yasmin nutze die Gunst der Stunde, um den Hunden ihren Zahnstein zu entfernen.
Am Sonntag hiess es dann endlich: ab auf den Hundeschlitten. Die erste Proberunde mit Simone und Luigi, einem weiteren Gast aus Rom, machten wir mit sechs etwas ruhigeren Hunden vor dem Schlitten. Am Nachmittag nahm mich Simone dann aber bereits auf die erste Tour mit den Scandinavian Hounds mit. Die sind beim Start um einiges explosiver und auch sonst teilweise etwas durchgeknallt. Danach war ich definitiv gerüstet für den vier Tage dauernden Grenztrail. Am Montag starteten wir (Simone, Luigi und ich) dann mit jeweils sechs Hunden und einem vollgepackten Schlitten auf die Tour. Ich hatte ein wirklich gutes Team mit Ruija und Junior als lead dogs, Sari und Lolly als team dogs und Ike und Nansen als wheel dogs (http://en.wikipedia.org/wiki/Dog_sled). Die Tour führte am ersten Tag rund 60km südwärts bis in die Nähe des Naarajärvi (dt. Naarasee), wobei es einige Aufstiege zu überwinden galt. Dabei mussten wir den Hunden jeweils helfen, indem wir den Schlitten schoben oder zumindest mit Kicks den Schlitten antrieben. Die erste Übernachtung war dann sehr komfortabel, es gab Strom, fliessend Wasser und auch einen Boiler. Und natürlich fehlte auch die Sauna nicht, welche zu beinahe jeder finnischen Hütte gehört, sei sie noch so klein und einfach eingerichtet.
Der zweite Tag führte dann zu einem guten Teil auf der selben Strecke wieder nordwärts. Leider war es an dem Tag viel zu warm, mindestens 2-3 Grad über null. Deshalb waren die Hunde nicht sehr fit und der Schnee war ziemlich nass und klebrig, was die Hunde zusätzlich forderte. Zu allem Überfluss hatten wir auch noch zusätzliches Material aus der ersten Hütte dabei. Übernachten konnten wir dann in einer Hütte (im Häähnijokki) nur etwa sechs Kilometer von der Lodge entfernt. Diese Hütte war genau nach meinem Geschmack: Grundwasser von der Pumpe, keinen Strom, Plumpsklo in einer zweiten Hütte 10m neben der Haupthütte, Holzofen zum Heizen und Kochen, für den Fall der Fälle Gas für Licht und einen Gasherd, und natürlich die obligate Sauna, beheizt mit einem zweiten Holzofen. Diese nutzten wir dann auch, Luigi für ein paar Saunagänge und Simone und ich zumindest für eine warme Dusche aus dem Plastikkübel.
Am dritten Tag ging es weiter Richtung Norden und Russische Grenze. Dabei kamen wir auch an einem "Denkmal" des zweiten Weltkrieges vorbei: einen restaurierten Aussichtsturm der finnischen Armee, welcher auf einem Hügel zur Beobachtung der russischen Truppenbewegungen diente. Um die Hunde etwas zu schonen bei den immer noch warmen Temperaturen, waren wir nur gut 28km unterwegs an diesem Tag. Für die Übernachtung fanden wir uns dann in einer Hütte auf dem Hof von Katharina und Sandro ein, zwei weitere Mitarbeiter in Eräkeskus. Diese war leider bei unserer Ankunft nur gerade etwas wärmer als die Luft draussen. Und als wir dann einheizen wollten, war die Luft im Kamin so kalt, dass der Rauch nicht abziehen wollte und wir die halbe Hütte eingeräuchert haben. Nach einiger Zeit hatten wir dann aber doch "angenehme" 15°C. Am letzten Tag der Tour ging es dann nochmals über rund 32km zurück zur Lodge, wo am Nachmittag auch auf mich die Sauna wartete. Alles in allem war es ein super tolles Erlebnis und ich kann allen nur empfehlen, dies auch einmal zu machen.
Heute war dann wieder etwas "normaler" Alltag angesagt, obwohl, am Mittag konnte ich nochmals mit den anderen Mitarbeitern hier auf eine Schlittentour rund um die Lodge. Und nun darf ich mit Stolz sagen, dass ich auch nach sechs Tagen noch nie vom Schlitten gefallen bin oder ihn gar verloren habe. Einzig am ersten Tag des Grenztrails machte ich bei einer etwas steilen Abfahrt den sogenannten fliegenden Teppich, sprich ich hing nur noch mit den Händen am Schlitten und flog regelrecht hinterher. Dies weil ich versucht hatte mit den Füssen zu bremsen und diese dann leider im Schnee zu stark gegriffen haben.
Die letzen paar Tage hier werde ich wohl noch etwas gemütlich angehen, geplant sind noch eine kleine Tour mit den Langlaufskis, eine Ausfahrt mit dem Motorschlitten und vielleicht noch ein paar kleineren Arbeiten. Und dann heisst es dann schon bald Packen und Weiterreisen in Richtung Kathmandu. Aber davor muss ich wohl mal noch meine Kleider waschen.
Um den ganzen Text nun noch etwas mit Stimmung zu füllen, hier nochmals einige Eindrücke aus der vergangenen Woche:






















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